Niederstetten, 20. Aug. Einer der bedeutendsten Beschlüsse des Gemeinderats in seiner nunmehrigen Besetzung von sieben Nationalsozialisten und einem Hospitanten des Zentrums war der Einbau von Schulsälen in die seinerzeit erworbene Fürstl. Zehentscheune. Fast 50 Jahre schwebt hier schon die Frage eines Schulhausneubaues. Oft war es nicht Mangel ehrlichen Wollens, als vielmehr der leidige Zeitgeist einer liberalistischen Weltanschauung, der in seiner Engstirnigkeit selbst notwendige kulturelle Aufgaben in früheren wirtschaftlich guten Zeiten nicht zu lösen vermocht. Um d. nahezu unerträglichen Zustand der Schulraumverhältnisse auf alle Zeiten zu beseitigen, werden jetzt sechs Schulräume mit 60 bzw. 70 Quadratmeter Raum und einigen Nebenräumen in den riesigen Bau eingefügt und zwar so, daß das Bild des historischen Bauwerks nicht gestört wird. In diesen Räumen werden nun künftig sämtliche Klassen der Evang. Volks-, Real- und Gewerbeschule untergebracht. Mit der Lösung dieser Frage findet ein zweites Problem seine Verwirklichung: das freiwerdende alte Volksschulgebäude findet als Krankenhaus Verwendung, was keine größeren Umbauten verursacht. Damit findet eine alte, soziale und gerechte Forderung ihre Erfüllung. Neben der Behebung von Unzulänglichkeiten ließ sich der Gemeinderat auch vom Gesichtspunkt der Arbeitsbeschaffung leiten. Allgemeine Zustimmung fand ein Gesuch der Deutschen Lufthansa Berlin um pachtweise Ueberlassung einer Grundfläche von ca. 18 Morgen Wiesenfläche im Gewand "Große Heften" für Zwecke eines Hilfslandeplatzes für Flugzeuge. Als weiteres Projekt zur Arbeitsbeschaffung ist ein Straßenneubau nach dem 4 Km. entfernten Wermutshausen mit etwa 30 000 Tagewerken geplant. Mit der Durchführung dieses Straßenbaues würde ein längst gehegter Wunsch Wirklichkeit werden.

(Vaterlandsfreund, Gerabronn, Nr. 194, 22. 8. 1933)