Niederstetten, 18. Okt. (Werbeaktion des Handwerks.) Die große Werbeaktion für den deutschen Handwerkerstand wurde hier besonders feierlich durchgeführt. Die Stadt zeigte reichen Flaggenschmuck. Um 8 Uhr vorm. zogen sämtl. hiesig. Handwerker u. deren Angehörige in festl. Zuge v. Bahnhof zum Marktplatz. An dem kürzlich erst eingeweihten Horst Wessel-Brunnen fand eine Morgenfeier statt, bei der die Geistlichen beider Konfessionen der Feier des Tages entsprechende Ansprachen hielten. Daran anschließend fand in der evang. Kirche und in der kath. Schloßkirche ein Festgottesdienst statt. Von 11 Uhr ab bewegte sich das Werbeauto der Handwerker durch die Straßen der Stadt. Auf dem Werbeauto wurde durch ein verständnisvolles Entgegenkommen des Ueberlandwerks Ingelfinge-Hohebach eine Lautsprecheranlage durch den Montageinspektor Sommer-Níederstetten. eingebaut. Diese Anlage muß ganz besonders hervorgehoben werden, weil der Lautsprecher jeweils an die Starkstromleitung angeschlossen wurde und als Novum in der Reklame und Werbung bewundert werden muß. Die erfinderische Idee macht Herrn Sommer alle Ehre. Am Mikrophon dieser neuartigen Lautsprecheranlage hielt Buchdruckereibesitzer u. Stadtrat Rich. Knenlein vom Werbeauto aus auf verschieden[en] Plätzen der Stadt an eine zahlreiche Zuhörerschaft eine sehr durchdachte Ansprache und führte ungefähr folgendes aus: Nach dem Durchbruch der nationalsozialistischen Idee, dem Zeitpunkt, als das deutsche Volk zu einer neuen Zuversicht kam, regte sich auch im deutschen Handwerkerstand und in seinen ihm nahestehenden Berufsgruppen ein unbändiger Wille nach wirtschaftlicher Gesundung. Mit dem heutigen Tage setze im ganzen deutschen Vaterland eine planvolle Werbung für das Deutsche Handwerk ein. Das Handwerk wende sich an die Volksgenossen in dem Bewußtsein der völkischen Verbundenheit. Landwirt, Handwerker, Geschäftsmann, alle, die in ihren Gebietsteilen die bodenständige Bevölkerungsschicht der engeren Heimat ausmachen und die aufs engste aufeinander angewiesen sind, haben heute allen Grund, sich darauf zu besinnen, daß alle eines Blutes und eines Volkes seien. Der eine müsse im anderen den Volksgenossen sehen, gegenseitig müsse man sich die Hände reichen, um gemeinsam in breitester Front dem deutschen Volk und Vaterland zu dienen. Nur dann sei die Gesundung aller Stände möglich. Gerade die starke soziale Betonung, die der Nationalsozialismus mit neuem Inhalt zu erfüllen wußte, sei einstens bei den ständischen Zünften wesentlicher Inhalt gewesen. Und der heute im Werden begriffene ständische Berufsaufbau unseres Volkskanzlers Adolf Hitler sei wiederum vom sozialen Gedanken getragen, der von allen Erwerbsständen in Gegenwart und Zukunft, Opferbereitschaft und Opferwillen verlange. Jedem soll der Lohn für seine Arbeit und sein Schaffen werden. Gerade darum wende sich heute der Handwerker an die anderen Berufs- und Erwerbsstände mit der dringenden Bitte "Gebt uns Arbeit - gebt uns Aufträge - So gebt ihr uns Brot".

Bei dieser Gelegenheit dürfe man nicht versäumen, zu sagen: Denkt in erster Linie an die ansässigen Handwerker und Geschäftsleute. Der Begriff: Versandgeschäft oder Einheitsgeschäft müsse aus dem Gedankenkreis des Einzelnen verschwinden. Die vornehmste Absicht und Aufgabe des Handwerks bleibe die, jedermann ehrlich, preiswert und gut zu bedienen. Wenn alle Erwerbsstände und besonders diejenigen in der engeren Heimat für die Absichten der Reichsregierung in dieser Hinsicht Verständnis an den Tag legen, dann bekomme die Devise: "Segen der Arbeitsbeschaffung im Kleinen" lebendige Form. Freitag soll noch eine weitere große Handwerkerkundgebung im Löwensaal in Niederstetten stattfinden, auf die hingewiesen wird.                         Tbztg.

(Vaterlandsfreund, Gerabronn, Nr. 245, 20. 10. 1933, S. 3-4)