= Niederstetten, 4. März. Wenn man abseits von dem großen Geschehen der Völker und Welten so in aller Stille seinen Alltag lebt und nur durch die Presse all die großen und kleinen Begebenheiten, die im allgemeinen Leben, im politischen und wirtschaftlichen Getriebe unseres deutschen Volkes in die Erscheinung treten, sich übermitteln läßt, fühlt man doch Volkstum, fühlt man Leid und Freud als Glied des Ganzen, zu dem uns Sprache, Heimat und Blut, trotz widerstreitender Meinungen, in eine Schicksalsgemeinschaft verbindet. So erinnern wir uns noch mit stolzer Freude an jene Berichte über die glänzen verlaufende Ueberfahrt des Z. R. 3 in seine nunmehrige Heimat Amerika. Umsomehr ist dies der Fall, da vor einigen Tagen die letzten Z. R. 3-Leute in ihre deutsche Heimat zurückgekehrt sind und das vorläufige letzte deutsche Zeppelinschiff – wenigstens in diesen Ausmaßen – seinem jetzigen Besitzer überließen. Ein Umstand ist es, der uns besonders noch interessiert und das ist der, daß bei den Heimgekehrten auch unser Niederstettener Alb. Sammt ist, der seinerzeit bei der Ueberfahrt von Z. R. 3 das Höhensteuer bediente. Sein Weg führte ihn in seine alte Vaterstadt, in den Kreis seiner Verwandten und Bekannten, mit denen er zusammen nochmals im Geiste an Hand von Photographien die 88stündige Fahrt vom Schwäbischen Meer über die heimatlichen Gefilde, über Welschland, über brausende Meere und ferne Inselgruppen, über Newyork zur Endstation Lakehurst machte. Was uns Zeitungsberichte nicht übermitteln können, ist das persönliche Erleben des einzelnen sowie es uns unser Albert Sammt erfahren ließ. Es soll zwar durch diese Zeilen nichts vorweggenommen werden, da Herr Sammt sich bereitfinden wird, gelegentlich einen Lichtbildervortrag zu halten, doch muß es fast gesagt werden, was S. erzählte über das Verhältnis zwischen der deutschen Besatzung, soweit sie als Instrukteure drüben weilten, und der amerikanischen. Wenn auch die Aufnahme der Deutschen drüben eine sehr gute war, so konnten die amerikanischen Luftschiffleute es nicht verwinden, daß sie sich deutsches Wissen und Können vermitteln lassen sollten. Dieser Umstand kann es schließlich sein, der die Lebensdauer von Z. R. 3 bestimmt. Sollte es einmal sein, das Z. R. 3 den Weg aller bisherigen Luftschiffe ging, dann würden die Amerikaner selbstredend die Ursache im Zeppelinsystem suchen und wohl nicht in ihrem überheblichen Nationalstolz. Bezüglich des Abbruchs der Friedrichshafener Halle bezw. des Weiterbaus von Luftschiffen gewannen die deutschen Z. R. 3-Leute die Ueberzeugung, daß sich die Amerikaner hiebei ähnlich verhalten werden wie damals mit den 14 Wilsonschen Punkten. – Wir wünschen Herrn Sammt und seiner Familie in seinem damaligen Wohnsitz Staaken bei Berlin gesundes Wohlergehen.

Tauber-Zeitung, 6. 3. 1925