(!) Niederstetten, 24. Mai. Im Melber'schen Saale fand gestern abend eine Abschiedsfeier zu Ehren des Herrn Oberlehrers und Gemeinderats Ludwig Künzel statt. Ursprünglich war die Feier nur als solche im engeren Kreis des Männergesangvereins gedacht. Aber die Teilnahme weiter Kreise der Bürgerschaft und Behörden ließen die Feier zu einer großen, eindrucksvollen Ehrung für Herrn Künzel werden. – Der Männergesangverein, welcher Herrn Künzel künstlerisch außerordentlich viel zu verdanken hat, gab seine schönsten Lieder zum besten und es ist selbstverständlich, daß viele derselben auf Abschied gestimmt waren. – Der Vorstand des Männergesangvereins, Herr Meyder, sprach in innigen Worten den Dank des Vereins aus und überreichte namens des Vereins dem Scheidenden ein schönes Andenken in Form einer Schreibtischuhr. – Herr Stadtschultheiß Schroth sprach über die Verdienste des Herrn Künzel um Schule und Stadt und widmete ihm die besten Wünsche für seine fernere Zukunft. – Herr Hauptlehrer Wahl sprach im einzelnen über die vielseitige Tätigkeit Herrn Künzels und ehrte den aufrichtigen und liebevollen Amtsgenossen. – Herr Stadtschultheiß Striffler-Vorbachzimmern überbrachte dem seitherigen Dirigenten des Hohenloher Gaues den Dank desselben. – Herr Max Stern schloß aus dem Wirken des Herrn Künzel auf seine Lebensanschauung, welche darin zum Ausdruck gekommen sei: "Durch die Liebe zur Freiheit und durch die Liebe zur Kunst zur echten und wahren Menschenliebe". – Der Vorstand des Gewerbevereins, Herr Ziegel, hob die Verdienste des Scheidenden um die Entwicklung und den Ausbau der hiesigen Gewerbeschule hervor. – Herr Oberlehrer Oberndörfer widmete dem allezeit entgegenkommenden und hilfsbereiten Amtsgenossen warme Worte des Abschieds. – Mit ganz besonders innigen, von Herzen kommenden Worten verabschiedete sich dann Herr Künzel von den Anwesenden und von Amt und Stadt. Er dankte Herrn Stadtschultheiß Schroth und dem Gemeinderat für das jederzeit der Schule entgegengebrachte volle Verständnis und bat, die Schulen weiter zu pflegen und insbesondere den Bau eines neuen Schulhauses weiter im Auge zu behalten. – Er dankte hierauf Herrn Meyder und dem Männergesangverein für die erwiesene Ehrung und ermahnte sie, dem Männergesang treu zu bleiben. – Auch den anderen Vorrednern stattete Herr Künzel einzelnen seinen Dank ab. Er hoffe, daß die Freundschaft, welche ihn mit der Stadt Niederstetten und deren Bürger verbinde, mit seinem Weggang nicht aufhören möge. Sein Hoch galt dem Blühen und Gedeihen unserer Stadt. – Bevor die Stunde des Abschiedes schlug, klang noch manches frohe und ernste Volkslied in die Nacht hinaus. – Möge Herr Künzel in seinem neuen Wirkungskreis recht viel Gutes beschieden sein und möge er dienstlich dort volle Befriedigung finden.

Tauber-Zeitung, 26. 5. 1925