( ) Niederstetten, 7. Jan. Schön ist die Jugend, sie kommt nicht mehr. Die ewige Wahrheit dieser Worte kam allen den vielen Zuschauern und Zuschauerinnen zum Bewußtsein, welche gestern, am Jugendabend des Turnvereins, die Turnhalle bis auf den letzten Platz füllten. Die Freude, schon so jung der großen Welt etwas vormachen zu dürfen, prägte sich doch auf den Gesichtern all der kleinen Mädchen und Jungen aus und sie kamen sich alle sehr wichtig vor. Sie haben denn auch ihre Sache sehr gut gemacht. Gut vorgetragene Verse führten den Geist des Turnens nahe. Die Mädchen in Freiübungen, Bewegungsübungen und Spiel und Reigen, die Jungturner in Freiübungen und Bodenturnen zeigten alle gutes Können und Disziplin. Besonders den Kleinsten das alles beizubringen, mag viel Schweiß gekostet haben. Ueberragend war die Leistung der Jungturner im Bodenturnen. Diese Uebungen, welche einen ganzen Mann in Mut, Gewandtheit und Sicherheit verlangen, erregten allerseits große Bewunderung. Musikalische Einlagen verschönten den Abend. Der zweite Vorstand des Turnvereins, Herr Rentamtmann Sander, überbrachte Grüße des Gauleiters, Herrn Studienrat Klöpfer-Hall. Er erinnerte die Jugend an das vergangene Schuljahr, zu dessen Ehren die Herrenwiese den Namen "Vater Jahn-Wiese" erhalten habe. Die Turnhalle sei nicht nur dazu da, Feste zu feiern, sondern um ein gesundes Geschlecht heranzuziehen. Namens des Vereins dankte Herr Sander den Funktionären des Vereins. Herr Stadtschultheiß Schroth dankte dem Verein und allen, welche die Mühe der Einstudierung hatten namens der Eltern. Die harmlose Einigkeit der Jugend müsse den Erwachsenen als Vorbild der Einigkeit im bürgerlichen Leben dienen. Den Schluß des sehr gelungenen Abends bildete ein ausgezeichnet gespielter Einakter, "Die Zaubergeige". Der Schustergeselle und der diebische Handwerksbursche, der Richter wie sein Schreiber, sie spielten alle wie die Alten. Der Turnverein zeigte sich gegen die kleinen Turner und Turnerinnen recht aufmerksam, jedes erhielt eine Tafel Chokolade. Und daß dieses Geschenk den Höhepunkt der Freude auslöste, steht außer Zweifel. Schön ist die Jugend…

* Niederstetten, 7. Jan. Die hiesigen Standesamtsregister weisen im verflossenen Jahre folgende Einträge aus: 19 Geburten, 9 Eheschließungen und 18 Sterbefälle.

Vaterlandsfreund, 9. 1. 1929