( ) Niederstetten, 20. Jan. Eine freundliche Wintersonne strahlt seit einigen Tagen über unsere Gegend. Der Werktag läßt natürlich keine Zeit, dieses herrliche Wetter zu genießen. Aber wer heute einen Gang den Weinbergsweg entlang über unsere sommerlich gelegenen Berge machte, der wird, das herrliche Talpanorama vor Augen, bestrahlt von der milden Sonne, seine Liebe zu unserer Gegend immer wieder sich erneuert fühlen. Wir besuchen kein Arosa bei St. Moritz, wer Sinn und Auge für die Natur hat, der wird hier finden, was er für teures Geld in der Ferne, oft vergebens, sucht. Auch gerodelt wurde heute sehr fleißig und sogar der Skisport beginnt Anhänger zu finden. Am originellsten sind einige Jungens, welches sich aus alten Faßdauben Ski’s hergestellt haben und mit Lust und Liebe diesem Sport huldigen.

( ) Niederstetten, 20. Jan. Die Gewerbeschule hielt heute im Löwensaale eine Feierabend, welche neben dem sachlichen Teil, den Mannen der drei großen deutschen Jahn, Schubert und Dürer gewidmet war. Herr Vorstand der Schule, Herr Gewerbelehrer Merkle, hielt eine Ansprache, in der er schilderte, was der Altvater des Turnens, der große Komponist und der große Maler waren und was sie dem deutschen Volke waren. Ein Lichtbildervortrag mit erläuterndem Text führte das große Werk Albrecht Dürers den Besuchern der Feier vor Augen. Einige Schüler hielten kleine Vorträge fachlichen Inhaltes, der eine sprach über den Kalk, der andere über das Schärfen der Handwerkszeuge. Herr Gewerbelehrer Merkle gab die Absicht der Schulleitung kund, durch derartige Vorträge die Schüler dazu zu erziehen, vor einem größeren Kreis unbefangen sich aussprechen zu können. Andere Schüler der Gewerbeschule sprachen Sinngedichte. Herr Stadtschultheiß Schroth, als Vorsitzender des Gewerbeortsschulrats, begrüßte die Besucher der Feier, voran Herrn Schultheiß Waldmann aus Blaufelden, und sprach den Lehrern und Schülern der Schule den Dank für ihre Leistungen aus. Dann gab Herr Stadtschultheiß Schroth einen Überblick über den Aufbau der mit Blaufelden verbundenen Gewerbeschule und deren beabsichtigen Weiterausbau. Ein finanzieller Mehraufwand der Schule findet darin seinen Ausgleich, daß deren Besucher zu tüchtigen Menschen herangezogen werden.

Vaterlandsfreund, 22. 1. 1929