( ) Niederstetten, 28. Jan. Zucker sparen grundverkehrt – der Körper braucht ihn – Zucker nährt. Unter dieser Devise stand gestern die Versammlung des landw. Hausfrauenvereins im Löwensaale. Da unsere Frauen alles tun, um den Männern das Leben zu versüßen, so waren auch Herren eingeladen. Herr Oekonomierat Hege führte einen Zuckerfilm vor. Der Film bot in raschem Wechsel eine Reihe interessanter Bilder vom Anbau der Zuckerrübe, dem Werden des Zuckers und dessen Verbrauch. Statistische Angaben, Angaben über Nährwert und Preis vervollständigten den Film. Es mag sich wohl um einen sehr gut aufgemachten Reklamefilm der Zuckerindustrie handeln, denn sonst wäre es nicht angebracht zu sagen, daß der Nährwert im Zucker ungleich billiger wäre als in Eiern, Kartoffeln, Brot, Kalbsbraten. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein – er kann auch nicht vom Zucker allein leben. Frau Stadttierarzt Eyßer verlas einen begleitenden Vortrag. Frau Stadtpfarrer Hahn dankte allen Beteiligten. Ihre Mahnung ging dahin, nur deutsche Produkte auch im Haushalt zu verwenden. Die Vorsitzende Frau Ziegler zur Frickenmühle, welche auch die Versammlung eröffnet und begrüßt hatte, sprach über den Plan der Gründung einer Eierverkaufsgenossenschaft. Der Absatz einer solchen sei schwer zu sichern. (Der Korrespondent bemerkt zu diesem Plan: Wenn schon der Absatz, was auch wahrscheinlich ist, durch die Genossenschaft nicht stabil gestaltet werden kann, ist es besser, man läßt jede Bäuerin ihr kleines Quantum selbst an den Mann bringen, als wenn eine Genossenschaft in Zeiten eines überführten Marktes mit einem großen Quantum aufsitzt. Das würde, zudem, wenn die Verwaltungskosten in Betracht gezogen werden, den Nutzen der ganzen Einrichtung aufzehren. Die Hühner sind immer undankbare Tiere, wenn die Eier teuer sind, legen sie nichts und wenn die Eier billig sind, legen sie. Nur nicht überorganisieren). Die Versammlung nahm einen schönen harmonischen Verlauf und besonders die Aussicht auf eine gemeinsame Schlittenfahrt wurde freudig aufgenommen.

( ) Niederstetten, 28. Jan. Der Kriegerverein übertrug seine Vorstandschaft für das laufende Jahr seinem Ehrenvorstand Herrn Johann Neubert. – Der Schützenverein hielt gestern seine Generalversammlung im Gasthof zum Ochsen ab. Der Jahresrückblick ergab, daß der Verein mit seinen Erfolgen sehr zufrieden sein kann. Im Landesschießen steht der Verein an 7. Stelle, er ist Inhaber der Gaumeisterschaft. Auch der Gaumeisterschütze (Herr Ottmar Müller) gehört dem Verein an. Der Rechenschaftsbericht ergab einen erfreulichen Ueberschuß. Die Mitgliederzahl ist etwas zurückgegangen. Voraussichtlich findet das Gauschießen 1929 hier statt. Die Neuwahlen ergaben keine Aenderung. Der einstimmig wiedergewählte Vorstand Kaminfegermeister Weimer mahnte die Mitglieder zur eifriger sportlicher Betätigung. Der Schießsport sei der einzige Sport, welcher von Alter und Jugend gleichermaßen ausgeübt werden kann.

* Niederstetten, 28. Jan. Am Samstagabend fand in Melberschen Saale die Hauptversammlung der Freiw. Feuerwehr statt, die nahezu vollständig besucht war. Dem Jahresbericht ist zu entnehmen, daß die Freiw. Feuerwehr im verflossenen Jahr anläßlich des Brandes auf dem städtischen Gutshof Rehhof in Aktion treten mußte. Neben den ordnungsgemäßen Übungen wurde eine Inspektion durch den Bezirksfeuerlöschinspektor, Herrn Oberamtbaumeister Kellermann, Gerabronn, vorgenommen, die zur vollsten Zufriedenheit ausfiel. Ein Teil der Mannschaft wurde mit Röcken ausgestattet. Das Feuerwehrdienstehrenzeichen für 25jährige Zugehörigkeit zur Feuerwehr konnte an einer Reihe von Feuerwehrmännern verliehen werden. Einigen Führern und Feuerwehrleuten, die in Folge Alters aus der Wehr ausscheiden, sprach der Kommandant den wohlverdienten Dank für ihre geleisteten Dienste aus. Die Uniformierung der übrigen Feuerwehrleute nahm einen breiten Raum in der Tagesordnung ein. Dem Antrag des Verwaltungsrates, im folgenden Jahr wieder 30 Röcke zu beschaffen, stand ein Gegenantrag aus der Versammlung entgegen, der darauf abzielte, die gesamte Feuerwehr auf einmal zu uniformieren. Die Aussprache hierüber ergab, daß die Finanzierung so gedacht ist, den erforderlichen Betrag solle die Gemeinde als schwebende Schuld aufnehmen, die durch die Beihilfe der Zentralkasse mit 20 Prozent und der Rest durch ratenweise Abzahlung durch die Gemeinde und die Feuerwehr im Verlauf von 6-8 Jahren abgedeckt werden soll. An den Verwaltungsrat wurde das dringende Ersuchen gerichtet, die Zahl der Feuerwehrleute keinesfalls über den satzungsgemäß festgelegten Istbestand zu erhöhen. Kommandant Streitberger schloß die ordnungsmäßig verlaufende Versammlung mit dem Wunsche, möge jeder seine Pflicht erfüllen im Interesse der Feuerwehr und der Allgemeinheit.

Vaterlandsfreund, 30. 1. 1929