() Niederstetten, 27. März. Am Dienstag abend beging die evangelische Volksschule in der Turnhalle ihre Schlußfeier. Der öffentlichen Einladung zufolge waren außer der fast vollzähligen evangelischen Gemeinde auch zahlreiche Vertreter der anderen beiden Konfessionen anwesend. Herr Oberlehrer Wahl entbot Schülern und Zuhörern den Willkommgruß. Er wolle an die Entlaßschüler nicht nochmals viele Mahnungen richten, durch die ganze Schulzeit hindurch hätten sie genug erhalten, welche sie, ins Leben tretend, beherzigen sollen. Der Herr Redner begrüßte die Zuhörerschaft und wies auf das notwendige Band zwischen Elternhaus und Schule hin. Schließlich beglückwünschte Herr Oberlehrer Wahl den Stadtvorstand und Gemeinderat zu dem endgültigen Beschluß ein Schulhaus zu bauen. Dann spielte sich vor den Zuhörern ein wechselreiches Programm ab. Von den Kleinsten an bis zu den Entlassungsschülern wechselten Gesang, Spiel und ernste und heitere Deklamationen. Den Höhepunkt bildete die Rezitation von Schillers Glocke in Einzelvorträgen und Sprechchören. Es ist erfreulich, daß wieder einmal ein Klassiker zu Wort kam. Die unvergängliche Schönheit des Schönsten deutschen Epos hat sich in der ausgezeichneten Wiedergabe gezeigt. — Entlaßfeiern sind keine Schulprüfungen. Und doch geben sie ein Bild des Geistes, welcher in einer Schule wohnt. Sie spiegeln das schöne Verhältnis zwischen Elternhaus und Schule wieder und sind für Eltern, Lehrer und Schüler eine langanhaltende Erinnerung. Das war alles im vollsten Maße bei der Schulfeier der evang. Volksschule der Fall. Nachdem auch die katholische Volksschule auf die Stadt übergegangen ist, dürfte es sich vielleicht empfehlen, in Zukunft für beide Volksschulen und die Realschule gemeinsame Feiern abzuhalten. Am Interesse der Allgemeinheit fehlt es gewiß nicht.

() Niederstetten, 28. März. Im hiesigen Geschäftsleben hat sich eine bedeutende Umwandlung vollzogen. Die seit 40 Jahren bestehende Firma Friedrich Kießecker hat ihre Abteilung Getreidehandel und Kunstdünger an die Fränk.-Hohenlohesche Getreideverkaufsgenossenschaft in Niederstetten verkauft. Sicherem Vernehmen nach hat Herr Stadtbaumeister Baumann das Markert'sche Anwesen in der Bahnhofstraße käuflich erworben.

Vaterlandsfreund, Nr. 74, 29. 3. 1930