Neujahrswunsch des „Vaterlandsfreund" für das deutsche Volk.

Von Max Stern-Niederstetten.

Ein neues Jahr steht an der Pforte
Glückwunschworte
werden allerorts gewechselt,
teils in Versen, schön gedrechselt,
teils sie auch den Draht durchliefen,
oder auch in großen Briefen,
oder aber — — kurz und klar
sagt ein Kärtchen: Prost Neujahr! —

Was die Wünsche nun enthalten?
Glück in jeglichen Gestalten.
Glück als Mann und Frau und Kind,
Glück im Hof bei Schwein und Rind,
Glück in Stadt und im Gehöft,
Glück in jederlei Geschäft.
Glück natürlich auch im Lieben.
So ist alles gleich geblieben.
Schon seit abertausend Jahr
Bringt man die gleichen Wünsche dar.

Nicht nur, wer allein sich müht,
Dem das Glück im Stillen blüht,
Glück braucht auch in seinem Streben
Jedes Volk der Welt zum Leben.
Glück zu seiner Selbsterhaltung,
Glück zu seiner Neugestaltung,
Glück im neu erstehenden Jahr
Braucht das deutsche Volk führwahr.

Zu dem höchsten Glück hienieden
Zählt des Hauses innerer Frieden.
Dennoch wohnt in Wort und Schrift
Noch offenes und verborgenes Gift.
Und von Leidenschaft geweckt,
Viele böse Tat uns schreckt.

Möge nun in künft’gen Tagen
Jeder gute Deutsche sagen:
Gerne trete ich zurück
Für das allgemeine Glück.
Die es gut mit Deutschland meinen
Möge die Gewißheit einen:
Einig nur wenn Deutschland sei
Ist es groß und stark und frei.

Freiheit durch der Einheit Kraft
Geltung in der Welt uns schafft.
Wenn auch viele Hinterlist
Unserem Glück im Weg noch ist,
Wenn auch alter Gegner Trutz
Wehren will uns eigenen Schutz,
Wenn auch eigennützig Zanken
Unserer Ausfuhr setzet Schranken,
Einig wenn wir selbst uns finden,
Läßt sich alles überwinden.

Dem deutschen Volk zum neuen Jahr
Bringt dieses Wort als Glückwunsch dar:
Mög jeder, wie die Zeiten gehen,
Den andern suchen und verstehen.
Und in des andern Tat und Wort
das Gute glauben auch hinfort.
Dann erst erwächst zur Frucht die Saat,
das gute Wort zur guten Tat.
Bringt dieses Jahr uns Einigkeit
es wird das Beste aller Zeit.

(Vaterlandsfreund, Nr. 307, 31. 12. 1932)