Niederstetten, 12. Mai. (Schulhauseinweihung.) Endlich hat Niederstetten sein neues Schulhaus erhalten und dafür aber auch etwas von wirklichem Werte. In dem früheren fürstl. Fruchtspeicher, am Fuße des Schloßberges gelegen, schuf Baumeister Baumann-Niederstetten unter Wahrung des altertümlichen Charakters des Bauwerkes, (der angebaute Turm sieht unter Denkmalschutz) ein wirkliches Vorbild eines modernen Schulhauses. Rein äußerl. schon bietet sich ein Bild voller Harmonie und paßt sich vollkommen in seine Umgebung ein. Der Einweihung, welche um 14 Uhr mit einem Festzug vom Marktplatze eingeleitet wurde, wohnten sehr viele Gäste bei. Es waren Vertreter der Landesregierung erschienen: Der stellv. Gauleiter Schmidt, Ministerialdirektor Dr. Dill-Stuttgart; der Behörden: Regierungsrat Stümpfig-Stuttgart, Regierungsrat Frohmann-Stuttgart, Schulrat Seizinger-Hall, Prof. Dr. Seibold-Heilbronn, Landrat Wöhrle-Gerabronn, Kreisbauernführer Philipp-Wittenweiler, Kreisgeschäftsführer Walter-Blaufelden, die Fachschaft der Ortsvorsteher des Kreises Gerabronn, sowie der NS.-Lehrerbund Gerabronn und Bad Mergentheim. Die Einwohnerschaft nahm regsten Anteil, fahnengeschmückte Straßen; Feststimmung überall. Am Schulhausneubau angekommen, begrüßte Bürgermeister Schroth (dessen Initiative es in erster Linie auch zu verdanken ist, daß dieses Werk zustande kam) die Anwesenden und übergab die Schlüssel der neuen Schule Oberlehrer Wahl, welcher seinerseits in kurzen Worten die Entstehung des Baues erklärte, sowie die Einrichtung desselben. Für die Bauarbeiter trug Arbeiter Joh. Reis ein selbstverfaßtes Gedicht vor.

Anschließend erfolge die Besichtigung der Schulräume, in welcher nun die evang. Volksschule, die Realschule und die Gewerbeschule in 5 modern eingerichteten Unterrichtsräumen untergebracht sind. Ferner sind vorhanden: Lehrmittel- und Lehrerzimmer, Aufenthaltsraum für die Schüler, Hauswirtschaftsküche und im Erdgeschoß ein großes Brausebad. Sämtliche Räume besitzen reichliches elektrisches Licht durch moderne Beleuchtungskörper, Zentralheizung, Radioanschluß und fließendes Wasser. Nach der Besichtigung setzten sich die Einweihungsfeierlichkeiten in der Turnhalle fort. Bürgermeister Schroth erklärte hier in einer längeren Rede den Sinn, Zweck und Ausführung des neuen Hauses, man spürte daraus, mit welcher Energie das Werk begonnen und durchgeführt wurde und daß es nur deshalb so wohlgelingen konnte, weil jeder der an dem Bau beschäftigten Handwerker und Arbeiter sein Bestes an Können gab und erst in zweiter Linie nach dem finanziellen Ergebnis ihres Fleißes fragten. Die Vertreter der Behörden beglückwünschten in Ansprachen die Stadtgemeinde zu ihrem neuen Schulhaus, denn es sei mit verhältnismäßig geringen Mitteln, (an der Leistung gemessen) ein Werk erstellt worden, das für Generationen unserer Jugend und damit Deutschlands Zukunft dient; denn Wissen ist Macht. Die Vorstände der in der Schule untergebrachten 3 Schulen gedachten in Reden der früheren Schulverhältnisse. Als Dank an die Regierung für die geleistete Beihilfe zum Gelingen des Wertes übergab nun Bürgermeister Schroth namens der Stadt an Ministerialdirektor Dr. Dill Ferienscheine für 5 SA.-Männer für je 14 Tage. Die eingelegten Pausen wurden von der Kreismusikkapelle ausgefüllt, welche wie immer lebhaften Beifall erntete.

Der Franke, Nr. 113, 18. 5. 1934