Niederstetten , 14. Juni. Vergangenen Sonntag fand unter dem Vorsitz von Herrn Fr. Greiner-Langenburg die jährliche Sommerversammlung der Bezirksgeflügelzuchtvereine des Oberamts Gerabronn bei Fr. Melber statt. Herr Greiner eröffnete die gut besuchte Versammlung und begrüßte die Anwesenden, insbesondere den Redner des Tages, Herrn Kail aus Stuttgart. Herr Greiner verlas das letzte Protokoll und gab einen Rückblick auf das vergangene Jahr. Die Bezirksausstellung soll am 15., 16. und 17. Dezember in Niederstetten abgehalten werden; der Bezirksverband wird künftig mehrere Ehrenpreise sowie einen Beitrag zur Prämiirung stiften, um dadurch die darniederliegende Geflügelzucht im Bezirk zu heben. Als Preisrichter wurde Herr Kail aus Stuttgart für Hühner und Herr Al. Wolf aus Bietigheim für Tauben bestellt. Nachdem die Bezirksangelegenheiten geregelt waren , übergab der Vorsitzende das Wort an Herrn Kail. Dieser hielt einen ganz hervorragenden Vortrag über Geflügelzucht, Entstehung, Niedergang und Aufgang derselben. Unter anderem ist aus seinem Vortrag hervorzuheben, daß die Chinesen schon vor Jahrtausenden künstliche Brutöfen aus Lehm errichteten, und die alten deutschen Kaiser sich schon der Geflügelzucht annahmen; wie im Dreißigjährigen Krieg dieselbe darniederlag; wie England sich den Weltruf der Geflügelzucht erwarb; wir aber auf der letzten Europaausstellung in England wieder den Weltruf zurückerobert haben. Das bezeugt die Einladung Bulgariens, dort auszustellen, und die Zusage der dortigen Regierung, sämtliche deutschen Bestände zu angemessenen Preisen aufzukaufen. Weiter erklärte der Redner, beim Brüten der Hühner nicht so zimperlich umzugehen. Wenn die Eier beschmutzt sind, werden sie mit lauwarmem Wasser abgewaschen. Es schadet auch nichts, wenn die Brüterin einmal 1 Tag nicht auf den Eiern sitzt; die Eier sind dann mit einem feuchtwarmem Tuch zu bedecken. Nach 8 Tagen ist nachzusehen, ob die Eier befruchtet sind. Die Kücken brauchen am ersten und auch am zweiten Tag noch kein Futter. Das Brutnest nicht zu hoch anlegen, eine Backsteinbreite genügt. Wir müßten wieder soweit kommen, daß von einer Eiereinfuhr abgesehen werden kann, und daß Millionen im Inland verbleiben.
H.

Der Franke, Nr. 136, 15. 6. 1934