Brief aus Niederstetten
Der April zeigte sich auch bei uns als ein ganz unwirtlicher Gast und richtete durch das kalte Wetter und den Schnee großen Schaden an den Obstbäumen an. Der Anfang des Wonnemonats war nicht gerade seinem Namen entsprechend, aber wir dürfen jetzt doch Hoffnung haben, daß er all das nachholt, was bis jetzt noch zurückblieb. — Einen schweren Unfall erlitt legte Woche eine Bauersfrau durch den Sturz von der Hühnerleiter, sie brach die Hand und erlitt Kopfverletzungen. — Die NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" brachte mit der "Palette" einen genußreichen Abend, welcher leider sehr schlecht besucht war. Die Leistungen der Künstler waren über alles Lob erhaben und ernteten damit verdienten Beifall. Die Ansage von Max Maier-Naß, der auch die Leitung hatte, und die Kurzspiele erregte ununterbrochene Stürme der Heiterkeit, sodaß tatsächlich zwei Stunden Lachen die Parole wurde. Ganz besonders hervorgehoben verdienen die Tänze von Marg. Temi. — Der Nationalfeiertag zeigte unsere Stadt in reichem Fahnen- und Grünschmuck. Wenn auch das Wetter sehr zu wünschen übrig ließ, so wurde doch der Tag der Volksgemeinschaft würdig begangen, Der Festzug war überaus reichhaltig, kein Beruf fehlte mit einer Gruppe und den würdigen Symbolen des Handwerks. Besonders den Erstellern der Festwagen, die sinnvoll ausgeschmückt und besetzt waren, sei Dank gesagt, denn sie hatten keine Mühe gescheut, um den Festzug lebendig zu gestalten. Der Maikönig und die Maikönigin thronten stolz auf ihrem festlichen Wagen. — Ortsgruppenleiter Thomas hielt auf der Festwiese die Ansprache zum Gedenken des Tages und konnte drei Ehrenurkunden für besonders gute Leistungen im Reichsberufswettkampf an Marie Thürauf, Adolf Roth und Hans Weigel übergeben. Der BdM. führte um den prächtigen Maibaum Tänze und Reigen auf; die HJ. erfreute durch Spiele und Lieder. Die Kreismusikkapelle mit ihren flotten Weisen und der Männergesangverein mit volksnahen Chören wetteiferten miteinander, die zahlreichen Volksgenossen zu unterhalten. — Herr Flaschnermeister Georg Freier beging gestern seinen 80, Geburtstag. Wir wünschen ihm alles Gute und einen heiteren, gesunden Lebensabend.

Der Franke, Nr.103, 5. 5. 1936