"Anfang Februar 1945 habe sie [Mina Baumann] von der Kriminalpolizei einen Befehl bekommen, sich am 14. Februar im Durchgangslager in Bietigheim zu melden. Am 15. 2. kam sie mit einem Transport nach dem Konzentrationslager Theresienstadt, wo sie nach etwa 3 Tagen ankam. Sie wurde sofort zur Arbeit eingeteilt und in der Bekleidungskammer mit Sortieren von Kleidern beschäftigt. Diese Kleiderkammer war eine Stunde Fußmarsch vom Lager entfernt. Einschließlich des Hin- und Rückweges dauerte die Arbeitszeit von 8.00 Uhr bis etwa 19.00 Uhr. Die Arbeit dauerte 7 Tage in der Woche ohne sonntägliche Unterbrechungen. Die Aufsicht wurde von der SS geführt und sehr streng gehandhabt.
Die Unterbringung war in einem festen Gebäude, wo sie in einem Raum mit 8 Personen untergebracht war. Der Raum konnte mangels Heizmaterial nur selten geheizt werden, außerdem war der Raum stark verwanzt.
Die Verpflegung bestand täglich aus der gleichen Wassersuppe mit 2 kleinen Kartoffeln, die meist schlecht waren und einem halben Brot für 3 Tage, morgens gab es schwarzen Kaffee.
Die Aborte lagen im Freien außerhalb des Hauses. Die Abortanlagen bei der Kleiderkammer seien ebenfalls im Freien gewesen und nur offen überdacht.
Etwa Ende März 1945 sei sie mit hohem Fieber, Bauchschmerzen und Durchfällen erkrankt. Die Durchfälle seien sehr häufig und sehr schmerzhaft gewesen, auch in der Zwischenzeit seien ständig Darmschmerzen da gewesen. Sie sei von einem mitgefangenen Arzt zwar untersucht und behandelt worden, jedoch habe es außer Kohle keine Medikamente gegeben. Nach etwa 14 Tagen sei das Fieber zurückgegangen und die Durchfälle hätten sich gebessert, sie sei dann wieder zur Arbeit gegangen. Schon nach 3 Tagen habe sie wieder einen Rückfall bekommen und musste wieder mit hohem Fieber nach der Unterkunft geschickt werden. Sie lag dann wieder etwa 14 Tage krank; die Erscheinungen seien die gleichen gewesen wie bei der ersten Erkrankung. Um den Posten bei der verhältnismäßig leichten Arbeit nicht zu verlieren, sei sie nach 2 Wochen wieder aufgestanden und sei wieder zur Arbeit gegangen, obwohl sie sich noch sehr schlecht gefühlt habe und eine große Schwäche hatte. Sie habe diese Arbeit so lange gemacht, bis sie nach der Ankunft der Russen in der Lage war zu flüchten. Trotz der verbesserten Nahrung nach der Kapitulation hätte sie keinen Vorteil davon gehabt, da die Nahrung nicht vertragen wurde. Wegen der Seuchengefahr wurde zunächst die Quarantäne über Theresienstadt verhängt. Am 8. Juni 1945 habe sie trotz des Verbotes eine Gelegenheit zur Flucht benutzt und sei etwa 14 Tage später nach sehr großen Mühseligkeiten wieder zu Hause in Niederstetten angelangt.“

Aus dem "Innerfachärztlichen Gutachten" zu Mina Baumann, 31. 1. 1951 (Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350/1 Bü 4900)

Zum Konzentrationslager Theresienstadt siehe https://www.ghetto-theresienstadt.de/terezinstadtplan.htm

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