Eidesstattliche Erklärung.
Ich/die/der Unterzeichnete Otto Baumann, wohnhaft in Niederstetten, bin darüber belehrt, dass diese eidesstattliche Versicherung zur Vorlage bei der Landesbezirksstelle für die Wiedergutmachung zur Abnahme von Versicherungen an Eidesstatt zuständigen Behörde bestimmt ist und die Abgabe einer wesentlich falschen eidesstattlichen Versicherung nach dem RStG mit Gefängnis bestraft wird.
Im Kenntnis hier von versichere ich an Eides statt folgendes:
Durch die Maßnahmen der NSDAP in Niederstetten, der Kreisleitung in Bad Mergentheim und des Landesarbeitsamtes Stuttgart mit den Nebenstellen Schwäbisch Hall und Bad Mergentheim gegen meine Person war ich während der ganzen Nazizeit dauernd in Spannung und Aufregung. Diese dauernden Aufregungen wirkten sich sehr schädlich auf meinen Gesundheitszustand aus. Mein mich in der Nazizeit behandelnder, inzwischen verstorbener Arzt Dr. Heck, gewesener Chefarzt im Heinrich-Lanz-Krankenhaus in Mannheim, stellte bei mir fest, dass ich unter sehr schweren nervösen Störungen leide, die sich auf fast alle meine inneren Organe ausgewirkt haben. Zur Beobachtung und Behandlung war ich im Jahr 1935 längere Zeit im Heinrich-Lanz-Krankenhaus Mannheim und dann von 1935 ab bis 1938 jedes Jahr zur Heilkur in Bad Kissingen.
In den Kriegsjahren verschlechterte sich mein Zustand durch die zunehmenden Belästigungen und Drohungen zusehends, konnte aber zur Durchführung von Kuren in den Heilbädern keine Aufnahme finden. Erst im Jahr 1942, 1943 und 1944, als sich mein Gesundheitszustand bis zur Unerträglichkeit steigerte, gelang es mir, in Bad Mergentheim Kuraufenthalt zu finden. Als ich mich 1944 mitten in der Heilkur befand, wurde ich auf Befehl der Kreisleitung Bad Mergentheim aus dieser herausgerissen, zum Arbeitseinsatz an die Westfront verschickt und nach der Rückkehr aus diesem Arbeitseinsatz im November 1944 in das KZ-Lager Billroda in Thüringen eingewiesen. Mein schwer angeschlagener Gesundheitszustand konnte auch nach Beendigung des Krieges keine Ausheilung mehr finden. Im November und Dezember 1947 war ich wegen eines schweren Nervenzusammenbruchs in der Universitäts-Nervenklinik in Würzburg.
Neben der ärztlichen Behandlung bei Herrn Dr. Heck in Mannheim bin ich seit 1937 bis auf den heutigen Tag noch in Behandlung von Herrn Dr. Heinz Leibinger in Stuttgart. Nach dem Tode von Herrn Dr. Heck war ich noch in Behandlung des inzwischen ebenfalls verstorbenen Dr. Leopold in Bad Mergentheim.
Aus den beim Wiedergutmachungsamt in Stuttgart über meine Person schon vorliegenden Akten ist alles weitere zu ersehen.
Niederstetten, 28. 3. 1952
Otto Baumann

(Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 8977)

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