( ) Niederstetten, 22. April. Sie sind zwar an das Beste nicht gewöhnt – allein sie haben schrecklich viel "gehört". So mag in der Variante eines bekannten Goethe-Wortes Herr Chormeister Fleckenstein-Mergentheim gedacht haben, als er am Sonntag mit dem Mergentheimer Stadtorchester vor unser kritisches Publikum trat. Denn Radio und Grammophon machen die Hörer anspruchsvoll. Also hat Herr Fleckenstein sich bemüht, uns einigermaßen hochkünstlerische und doch ansprechende Musik zu geben. Der flotte Flotow wird immer gefallen und seine sentimental prickelnde Musik wird, so gut gespielt, wie vorgestern, immer beifallsfreudige Hörer finden. Brahms ist in seinen ungarischen Tänzen weniger ernst als sonst. Das einleitende Motiv zur Nr. 6 hätte etwas zarter gespielt werden dürfen. Der Männergesangverein hatte sich zu einem Konzert mit dem Mergentheimer Stadtorchester vereinigt. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So hörten wir den Massenchor des Ulmer Sängerfestes (das altniederländische Dankgebet mit neuem Text) mit Orchesterbegleitung und das Preislied des Vereins. Beide gelangen gut, doch wird der Verein noch viel Mühe an das Preislied wagen müssen, um der großen Konkurrenz standhalten zu können. Vollauf gelangen die Volkslieder in Nagel'scher und Silcher'scher Komposition. Die Turnhalle war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Zuhörerschaft war begeistert, wiederholte Hervorrufe für Musiker, Sänger und Dirigenten brachten diese Stimmung zum Ausdruck.

Vaterlandsfreund, 24. 4. 1929

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