Niederstetten, 2. Jan. (Weihnachtsfeier) Es schien zuerst ein gewagtes Unternehmen zu sein, als sich die Vereinsführer des Liekranzes und Turnvereins Niederstetten entschlossen, ihre Weihnachtsfeiern gemeinsam in der Turnhalle abzuhalten. Denn jeder dieser beiden Vereine verfügt über so viele Mitglieder, um allein für sich die Halle zu füllen. Trotzdem die Halle am Neujahrstage nun bis auf den letzten Platz gefüllt war, so zeigte sich doch die ganze Veranstaltung als eine überaus glückliche Kombination und nur zufriedene Besucher verließen zu etwas vorgerückter Stunde die gastliche Halle. Die unter der bewährten Leitung von Chormeister Fleckenstein-Bad Mergentheim vom Liederkranz vorgetragenen Chöre von Silcher, Weber, Kühler und Neumann zeigten den Verein auf eîner wirklich beachtlichen Höhe, besonders fanden auch die beiden Zeitlieder: „Lied der Bauleute“, von Schuler, und „Bauernerde", von Simon, lebhaftes Verständnis. In das Programm eingeflochtene Darbietungen des Turnvereins zeigten die durchtrainierten Körper der Turner in exakten Uebungen u. den ausgezeichneten Rythmus der neuen Volkstänze, ausgeführt von jugendlichen Turnerinnen, im besten Lichte. Eine Ehrung von Sangesbrüdern für 25jährige aktive Tätigkeit im Liederkranz konnte an die Sänger: Vereinsführer Julius Schneider, Leonhard Hönig, Friedrich Melber und Hermann Emmert erteilt werden. Eine ganz besondere Note erhielt der Abend durch eine bisher nicht bekannte Programmnummer: Allgemeiner Gesang. Was sich nach dieser, bis jetzt nie gepflogenen Einrichtung auf den Gesichtern der Besuchern zeigte, war restlose Zufriedenheit und es war nicht allein die beste Laune sprühender, einleitender und verbindender Worte zwischen den einzelnen, gemeinsam gesungenen Liedern des Chormeisters Fleckenstein, sondern auch die Freude darüber, daß die neue Zeit Verständnis und Liebe für den Gesang zu jedem Volfsgenossen tragen will. Als Abschluß der eigentlichen Fest er zeigte die Spielschar des Turnvereins das Festspiel in zwei Aufzügen von Witzmann: „Adolf Hitlers Sendung”. Die Spieler brachten es fertig, vor den andächtig lauschenden Zusschauern ein überzeugendes Bild des kämpfenden und siegenden Nationalsozialiiamus zu entrollen. Durch die übliche Gabenverlosung wurden enttäuschte und fröhliche Gesichter hervorgerufen. Die fleißig spielende Tanzkapelle Fleckenstein konnte die Besucher noch längere Zeit zusammenhalten und hat damit keinen kleinen Anteil an der wohlgelungenen Feier.

Witzmann, Konrad: Adolf Hitlers Sendung. Volkstümliches Festspiel in 2 Aufzügen. Leipzig: Glaser [1933]. 38 S. (Neue Spiele. 1)

Der Franke Nr. 2, 3. 1. 1935