Vom Niederstettener Rathaus.
* Niederstetten, 14. Dez. Aus der Beratung mit den Beigeordneten und Ratsherren. Die Studienratswohnung wird an Gewerbelehrer Reiber hier vermietet. Die Instandsetzungsarbeiten werden von den hiesigen Gewerbetreibenden zurzeit durchgeführt. Kosten zirka 500 RM. – Dem Fr. Hahn, Oberstetten, wird zur Erstellung eines Einfamilienhauses ein Bauplatz von zirka 8 Ar in den Burgäckern neben Dr. Gröner abgegeben, ebenfalls wird dem Fr. Keitel, Mechaniker, hier, zur Erstellung einer Maschinenhalle und eines Ladens der notwendige Bauplatz neben seinem Werkstattgebäude unter den üblichen Bedingungen abgegeben. – Als Untergänger werden bestimmt in Ermershausen Anwalt und Ratsherr Hermann und in Niederstetten für den erkrankten Joh. Wollinger dessen Sohn Karl Wollinger, Bauer und Weingärtner. – Wegen der Erstellung eines neuen Schießstandes soll zunächst mit dem Kreisbaumeister der notwendige Bauplatz bestimmt und ein Kostenvoranschlag eingeholt werden. – Als Leichenbesorger wird an Stelle des Verstorbenen K. Wild der Totengräber Gottl. Thürauf aufgestellt. – Nachdem die früher in Aussicht gestellte Wasserversorgung des Eichhofs bis heute noch nicht durchgeführt ist, wird die Uebernahme der Bürgschaft für die an die Siedler gegebenen Darlehen wiederholt abgelehnt. – Die Motorspritze wurde bei der Firma Ziegler, Giengen, gekauft, und wird in den nächsten Wochen übergeben werden. – Für die vorbildliche städt. Farrenhaltung wurde eine Prämie von 50 Mark seitens des Zuchtverbandes gewährt. – Für die Beweidung der Triebwege auf Markung Ermershausen hat Schäfer Rüger ein Pachtgeld von 80 RM. zu bezahlen. – Die Holzhauerarbeiten in den städt. Waldungen werden den beiden Akkordanten G. Thürauf und Martin Zugenbühler übertragen. – Wegen Anlage eines Baumgrundstückes soll zunächst eine Besichtigung an Ort und Stelle gemeinschaftlich mit dem Gemeindebaumwart geschehen. – Nachdem die ländl. Berufsschule eingeführt wurde, wird der den älteren schulpflichtigen Jungen jeweils erteilte Obstbauunterricht in Wegfall kommen. – Die Stadtgemeinde erwirbt die Mitgliedschaft beim Deutschen Roten Kreuz durch einen jährlichen Beitrag von 20 RM. – Die Umwandlung einer der hiesigen unständigen Fachlehrerstelle in eine ständige Stelle wurde genehmigt. – Als Nachlaßrichter und Mitglieder der Inventurbehörde werden neben dem Bürgermeister bestimmt: Ratsherr Linder, als Stellvertreter die Ratsherren Streitberger und Knenlein. – Im Sammelschulgebäude soll für die vielen Fahrräder der auswärtigen Schüler eine Gelegenheit zum Unterstellen geschaffen werden. – In absehbarer Zeit findet auf Vorschlag des Bürgermeisters eine Besichtigung der Schulen, des städt. Gutshofes Rehhof, der städt. Waldungen und der sonstigen Gebäude, die in Verwaltung der Stadtgemeinde stehen, statt. – Infolge des Finanzausgleiches entsteht der Stadtgemeinde ein Steuerausfall von bis jetzt jährlich 9000 RM.; aus diesem Grund ist eine Erhöhung der Bürgersteuer unumgänglich. Die Bürgersteuer, die bisher 200 Prozent betragen hat, wird für 1939 auf 300 Prozent festgesetzt. – Der Bürgermeister berichtet über den Stand des Haushaltsplanes für 1938. Nachdem der endgültige Finanzausgleich bisher noch fehlt, kann der Haushaltsplan nicht endgültig festgestellt werden. Die Beratung mit den Beigeordneten und Ratsherren erfolgt trotzdem. Der Haushaltsplan weist eine Einnahme von 114 500 RM. und eine Ausgabe von 126 000 RM. auf. Nach Berücksichtigung eines Beitrages zu den Lehrerbesoldungen verbleibt ein Abmangel von 9400 RM., der beim Ausgleichsstock angefordert werden soll. – Nach der ordentlichen Tilgung im laufenden Jahr verbleiben auf Schluß des Rechnungsjahres noch 37 000 RM. Schulden. An Grundstockgelder (Kapitalien) sind 13 000 RM. und an Rücklagengelder sind rund 40 000 RM. vorhanden. Die Steuerhebesätze werden für 1938 voraussichtlich bei landw. Grundstücken 140 Prozent, bei Grundstücken 100 Prozent und bei der Gewerbesteuer 330 Prozent (im Vorjahr 380 Prozent) betragen.

Tauber-Zeitung, 15. 12. 1938