Und was ist mit den jüdischen Stiftungen in Niederstetten?

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11 März 2024 13:56 - 11 März 2024 13:59 #1 von atminn
Intensiv habe ich nach den Akten der Bernheim-Stiftung gesucht, die der jüdische Fabrikant Wilhelm Bernheim für Niederstetten eingerichtet hatte. Nichts zu finden?

Und dann doch ein Treffer, diesmal in den Entnazifizieriungsakten des damaligen Bürgermeisters Karl Weber im Staatsarchiv Ludwigsburg. Dort liest man:

"Der Betroffene [Bürgermeister Karl Weber] hat auch trotz Weisung der Aufsichtsbehörde, die bei der Stadtgemeinde bestehenden jüdischen Stiftungen aufzuheben, diese Stiftungen bestehen lassen. Er hat lediglich, um der Weisung äußerlich zu genügen, den Gemeinderatsbeschluss fassen lassen, ihn jedoch nicht ausgeführt. Die Stiftungen bestehen bis zum heutigen Tag dem Namen und Betrag nach unverändert weiter." (Schreiben Rechtsanwalt Thierley an die Spruchkammer Mergentheim, 15. Mai 1948, S. 15)

Und das:

"Dass der Betroffene [Bürgermeister Karl Weber] bestrebt war, die Juden finanziell nicht zu schädigen, geht klar aus der schriftlichen Bekundung des Stadtpflegers Pflüger auf Bl. 73 d. A. hervor, wonach der Betroffene nach Aufforderung der Aufsichtsbehörden zur Aufhebung der jüdischen Stiftungen wohl der Form halber im Gemeinderat einen diesbezüglichen Beschluss gefasst, aber entgegen diesem dafür gesorgt hat, dass die jüdischen Stiftungen nach Name und Art unverändert stehen geblieben sind und die diesbezüglichen Sparbücher heute noch unangetastet vorliegen." (Aus dem Spruch der Spruchkammer Mergentheim betr. Karl Weber, 15. Juni 1948, Az.: 33/32/909)

Die Unterlagen zu den jüdischen Stiftungen lagen also zumindest im Sommer 1948 noch vor und wurden nicht beim Bombenangriff am 9. April 1945 vernichtet. Sie müßten demnach im Niederstettener Rathaus zu finden sein. Sind sie es?
Letzte Änderung: 11 März 2024 13:59 von atminn. Begründung: Typographische Verbesserung

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